Unter dem Titel „Rückenwind für die Energiewende“ lud der grüne Landtagsabgeordnete Tayfun Tok am Dienstag (28. März) in die Halle auf der Schray nach Erdmannhausen ein. Die Expertise zu den Themen Energie- und Wärmeversorgung brachten der Geschäftsführer der Energieagentur Kreis Ludwigsburg LEA, Anselm Laube, und Bernd Waser, stellvertretender Vorsitzender des Marbacher Solarvereins mit. Rund 60 Bürgerinnen und Bürger aus Erdmannhausen und Umgebung waren vor Ort. Am Ende der zweistündigen Veranstaltung blieb keine Frage unbeantwortet.
„Die Energiekrise hat uns gezeigt, wie verletzlich wir bisher sind. Sie hat aber auch eine unerwartete, ökologische Dynamik losgetreten“, beschreibt der Landtagsabgeordnete Tok seine Sichtweise auf die Debatten in Bundes- und Landespolitik um bessere Lösungen bei Energie und Wärme. Der Wirtschaftspolitiker der grünen Landtagsfraktion bestätigt, dass erneuerbare Energie mittlerweile kein Thema der Ökos, sondern ein harter Faktor ist, wenn es um Ansiedlung und Produktionssicherheit geht.
Laube, der die Energieagentur auch gerne als „Klimaschutzkompetenzzentrum“ bezeichnet, benennt die dafür notwendigen Schritte: „Bienenwiesen einsähen ist nett, aber nicht der große Hebel für mehr Kilmaschutz.“ Ihm geht es darum, die Region soweit es geht bei der Energieversorgung auf eigene, regenerative Füße zu stellen. Um die Unabhängigkeit von Öl- und Gas-Despoten zu schaffen, sind die Kommunen gefragt. Noch in diesem Jahr möchte die LEA die ersten Wärmepläne fertigstellen. Diese Untersuchungen zeigen, für welchen Straßenzug in einem Ort sich welche Wärmequelle wirtschaftlich lohnt. So wissen die Hausbesitzer, ob sie von günstiger Fernwärme profitieren können oder sie ihr Haus mittelfristig für die Wärmepumpe fit machen können. Umso mehr begrüßt Laube, dass „Klimaschutz mittlerweile ein nüchtern abgewogenes Thema der Verwaltungen ist.“ So sei man in den letzten Jahren bedeutend weiter gekommen.
Viele Fragen aus der Zuhörerschaft beschäftigten sich mit dem Thema der Finanzierung. Auch wenn die derzeitigen Energiepreise zu einer schnellen Amortisierung führen, ist der notwendige Investitionsbedarf bei vielen Gebäuden hoch. Solarvereins-Vize Bernd Waser betont die Potentiale von Energievereinen und Genossenschaften. Diese können etwa in Photovoltaik oder Nahwärme investieren: „Projekte gemeinsam zu schultern stärkt und macht Mut. Dezentrale Energieversorgung ist die Chance für eine wirksame Geldanlage.“ Insbesondere bei Großprojekten, etwa bei Freiflächenphotovoltaik oder Windkraftanlagen, führe eine finanzielle Beteiligung der Menschen vor Ort zu mehr Zustimmung und einer schnelleren Umsetzung.
„Heute war Politik mal richtig konkret“, resümiert Tok zum Abschluss der Fragerunde zufrieden. Das letzte Wort des Abends ergriff ein Bürger, der gerne selbst aktiv werden und die Energiewende voranbringen möchte. Der Funke ist entzündet. Die Energiewende hat Rückenwind.