Seit 1971 wurde an der Neckarschleife zwischen Neckarwestheim und Gemmrigheim Strom im "Gemeinschaftskraftwerk Neckar" produziert. Als eines von drei letzten Meilern war Block 2 bis zum vergangenen Samstag, den 15. April am Netz. Obwohl die Abschaltung schon seit über zehn Jahren beschlossene Sache ist, führte eine Entscheidung der Bundesregierung aus dem vergangenen Jahr angesichts der möglichen Energieknappheit zu einem "Streckbetrieb". Nun ist das Kraftwerk vom Netz. Ausgestrahlt hat es jedoch noch lange nicht.
Für die Anti-Atombewegung war der 15. April 2023 ein Feiertag. Viele Ur-Grüne und Aktive aus der Umweltbewegung kämpfen seit vielen Dekaden gegen eine Technik, die nie ganz ohne Risiko sein kann und unseren Ur-Ur-Ur-...-Enkeln noch über Jahrtausende tödliche Restabfälle hinterlässt. Nach den Ereignissen in Fukushima im Jahr 2011 verabschiedete die damalige Bundesregierung ein Gesetz zum Atomausstieg. In Baden-Württemberg hat das Land und der Energiekonzern EnBW daraufhin Planungen unternommen und in eine zukunftssichere Energieinfrastruktur investiert. Ein wichtiger Baustein dabei ist der Leitungsbau, um Off-Shore-Windkraft aus dem Norden der Republik in den Süden zu transportieren. Bayern blockiert diese Baumaßnahmen seit langem, weshalb der zähe Ruf nach einer Laufzeitverlängerung nicht wundert.
In Neckarwestheim hingegen bricht eine neue Dekade an, in der es nochmals gilt, Verantwortung zu übernehmen. Mit dem sicheren Rückbau der Anlagen werden Fachkräfte noch mindestens 30 Jahre lang beschäftigt sein. Was mit dem Gelände nach dem vollständigen Rückbau passiert, ist bislang offen. Hier werden auch die Bedürfnisse künftiger Generationen berücksichtigt werden müssen.
Was das Atom-Erbe angeht, bleibt unseren Kindern und Enkeln jedoch nicht viel mehr übrig, als die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Endlagersuche anzunehmen. Am AKW-Standort zwischen Gemmrigheim und Neckarwestheim befindet sich ein Zwischenlager für die strahlenden Abfälle. Eine Dauerlösung für die Aufbewahrung von diesen Spezialabfällen ist das jedoch nicht. Auch wenn die Menge des tödlichen Mülls ab sofort nicht mehr weiter ansteigt.
Auf dem Weg hin zu einer souveränen, sicheren Energieinfrastruktur ist die Unabhängigkeit vom Uran ein weiterer wichtiger Schritt. Politik, Industrie und Menschen tun alles dafür, die Vision einer regenerativen und klimaneutralen Energieversorgung in einem Industriestaat wirklich zu machen. Die Abschaltung der AKW macht nun Kapazitäten für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren frei und macht unser Land sicherer.