Als Abgeordneter darf ich viele spannende Gespräche führen. Besonders inspirierend sind aber oft die Begegnungen mit den Menschen in meinem Wahlkreis – bei uns zu Hause. Daher möchte ich an dieser Stelle jedes Mal eine Persönlichkeit vorstellen, die ich auf eine Tasse Tee oder Kaffee treffen durfte.
„Für mich zählt das Thema Klima mehr als die Parteifarbe.“
Name: Lars Berding
Alter: 49 Jahre
Familie: verheiratet, zwei jugendliche Kinder
Berufung: Softwareentwickler für Fahrassistenzsysteme
Grüner OV: Bottwartal
Ich kann Euch dabei helfen: Den Klimaschutz in der Kommune voranzubringen!

Hallo Lars, im Bottwartal wurde der Klimaschutz zu lange verschlafen. Wie wollt ihr das ändern?
Indem wir als kleine Bürgerinitiative versuchen auf ein großes Thema aufmerksam machen und die richtigen Leute an einen gemeinsamen Tisch bringen. Der Impuls für >Klimaentscheid Großbottwar< entstand in einem Gespräch mit Experten der Ludwigsburger Energieagentur, der uns klarmachte, dass man auch ohne Mandat politisch aktiv werden kann. Kurz darauf haben wir uns mit dem deutschlandweit aktiven NGO GermanZero zusammengetan und schnell waren wir Thema in Presse, Gemeinderat und Stadtgesprächen.
Kommunaler Klimaschutz ist ein umfassendes Thema und seit der Gaskrise endlich in allen Ecken des Landes auf der Agenda.
Großbottwar gehört wohl zu den Kommunen, die wirklich erst im letzten Jahr verstanden hat, dass auf allen Ebenen mehr fürs Klima getan werden muss. Mit unserer Forderung, die Stadt bis 2035 klimaneutral zu machen, sind wir deshalb auch nicht überall auf offene Arme gestoßen. Für die Stadtverwaltung waren da erstmal viele große Fragezeichen. Aus unserer Sicht erfreulich ist es daher, dass der Bürgermeister das Thema nun zur Chefsache erklärt hat und in einem breit angelegten Beteiligungsverfahren auch unserer Initiative einen festen Sitz einräumt. Jetzt gilt es Farbe zu bekennen für echten Klimaschutz vor Ort!
Baden-Württemberg möchte als Tüftlerland Klimaschutz und Wirtschaftskraft kombinieren. Kommt Dir das als Ingenieur entgegen?
Ich denke, dass wir die Technologie als einen wirksamen Hebel für mehr Klimaschutz unbedingt nutzen müssen. Wir sollten aber nicht glauben, dass dies der einzige funktionierende Hebel wäre. Mich hat Technik schon immer fasziniert und ich mag es, an einem Projekt so lange zu tüfteln, bis es klappt. Ganz sicher wird es auch Innovationen geben, die unser Leben umweltverträglicher machen und den Klimaschutz voranbringen. Doch fehlt uns auch die Zeit, um auf das Wunder unbegrenzter E-Fuel-Vorkommen zu warten. Wir müssen weg von Gas, Öl und Kohle; brauchen einen schnellen Ausbau der Erneuerbaren. Dafür müssen wir schnell sein, auch um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region zu bewahren und nicht zum Gespött der restlichen Welt zu werden. Letztendlich fehlen mir in manchen Teilen jedoch auch noch die Ideen für ein umfassendes Bild der Zukunft. Da wäre etwa das Flugzeug, das ich beruflich immer wieder nutzen muss und momentan leider noch alles andere als klimaneutral ist.
Zum Abschluss möchte ich noch fragen, wie Du eigentlich zum Politischen gekommen bist?
Da war eine durchweg positive Erfahrung in meiner Jugend auf dem niedersächsischen Land. Damals war ich tatsächlich noch bei der Jungen Union, alles andere kam mir zu links vor. Auf dem Land waren die Wege weit und ein eigenes Auto hatten nicht alle. Also forderten wir einen Disco-Bus, der nachts die Jugendlichen wieder heimbringt. Wir haben Öffentlichkeit geschaffen, Unterschriften gesammelt und hatten schließlich den Landrat auf unserer Seite. Das war klasse. Später hat mich die Umweltpolitik der Union jedoch wenig überzeugt und so bin ich später bei den Grünen gelandet. Da muss ich aber bis heute zugeben, dass für mich das Thema Klima und der Umgang damit weit mehr zählt, als die Farbe der Partei.
Bitte beantworte die folgenden Fragen mit jeweils einem Wort:
Bei „Politik“ denke ich an: Demokratie, Mitbestimmung
Zuversichtlich stimmt mich: Das wachsende Engagement der Menschen für den Klimaschutz und die vielen unabhängigen Initiativen
Der schönste Flecken ist: Die deutschen Nordseeinseln
Dein Lieblingswort auf Schwäbisch: Herrgottsbscheißerle
Deine persönliche Weinempfehlung: Riesling S, Weingut Graf Adelmann
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