„Ich möchte einen Wahlkampf wie bei Zohran Mamdani sehen.“
Als Abgeordneter darf ich viele spannende Gespräche führen. Besonders inspirierend sind aber oft die Begegnungen mit den Menschen in meinem Wahlkreis – bei uns zu Hause. Daher möchte ich an dieser Stelle jedes Mal eine Persönlichkeit vorstellen, die ich auf eine Tasse Tee oder Kaffee treffen durfte.
Name: Daniel Christmann
Alter: 24 Jahre
Familie: ledig
Beruf: Informatiker, Student des Umweltingenieurwesens
Grüner OV: Freiberg

Lieber Daniel, Du hast Dir als Stadtrat, GJ-Sprecher und Vorsitzender des Kreisjugendrings bereits einen Namen gemacht. Was hat Dich bewogen, so intensiv politisch aktiv zu werden?
Da war gar nicht so sehr ein ausschlaggebender Punkt oder ein Ereignis, das mich politisiert hatte. Mein Eindruck ist eher: So mehr man sich engagiert, so politischer wird das Ganze. Das ist wie ein Puzzle. Im Rahmen meines Ehrenamts beschäftige ich mich mit Themen und merke dann erst, was alles schiefläuft.
Das Engagement prägt also Deine Haltung.
Tatsächlich war ich um 2016 Mitglied der Schülerunion, bis ich dann merkte, doch sehr unkonservativ zu sein. Mit den Kollegen hatte ich mich damals angelegt, da ich deren kritische Position gegenüber eines Aufklärungsprojekts an Schulen nicht nachvollziehen konnte. Als ob wir uns ins letzte Jahrhundert zurückwünschen würden. Und dann kam mit der Fridays-for-Future Bewegung endlich das Thema Klimaschutz in die Öffentlichkeit. Bis dahin hatte ich davon noch nie gehört. Und ich war plötzlich schockiert.
Welche Konsequenz hast Du daraus gezogen?
Ich bin irgendwie bei den Grünen gelandet. Und ich habe, wenn auch etwas später, mich entschieden, mein berufliches Leben umzugestalten. Software für Autos programmieren ist mir dann doch zu wenig. Deshalb mache ich nochmal ein Studium als Umweltingenieur.
Seit ziemlich genau einem Jahr bist Du gewählter Stadtrat.
Das war auch ein sehr lehrreiches Jahr. In der ersten Sitzung saß ich erstmal baff da. Die fachlichen und technischen Details, die man im Gemeinderat durchblicken muss, fordern einen ganz schön. Aber das macht es spannend. Ich merke, dass ich auch viel für mich mitnehme: Das gezielte Hinterfragen, das Auftreten. Da macht man als Person einen riesigen Schritt.
Im nächsten Jahr werden wir wieder gemeinsam am Wahlstand stehen. Welche Erwartungen hast Du an den Wahlkampf?
Ich möchte einen Wahlkampf wie bei Zohran Mamdani sehen. Der demokratische Kandidat für die Bürgermeisterwahl in New York sollte für uns ein Vorbild sein. Warum: Der Mann hat es geschafft, die Probleme der Leute direkt anzusprechen und gräbt damit den Populisten das Wasser ab. Mamdani spricht etwa ehrlich über das Problem der zu hohen Mieten. Und das Thema zieht nicht nur in New York. Auch bei uns im Raum Stuttgart wird das Thema Bezahlbarkeit eine große Rolle spielen.
Nur haben wir Grüne dabei leider keine Glaubwürdigkeit. Die Leute denken, wir machen alles teurer.
Egal. Dieses Narrativ dürfen wir gar nicht erst annehmen. Das wollen unsere politische Gegner uns aufschwätzen. Wir müssen das kommunikativ durchziehen. Wir schaffen Lösungen für die sozialen Probleme. Punkt. Und außerdem bin ich überzeugt: Nur, wenn die finanziellen Sorgen der Menschen gelöst sind, lassen sich diese auch auf ernsthaften Klimaschutz ein.
Ein Appell am Ende würde dieses Gespräch nun wunderbar abrunden.
Leute, seid mutig. Wir Grüne dürfen selbstbewusster werden. Man muss eine richtige Position nicht ständig relativieren. Ich habe den Eindruck, wir lassen uns zu sehr von den Trends der Umfragen beeindrucken. Dabei muss unser Ziel sein, die Umfragen zu drehen. Und das können wir. Die Gesellschaftsforschung sagt, dass es 3,5 % der Menschen braucht, um ein großes Ding zu drehen. Wir haben also mehr als genug Kraft. Wir müssen sie nur richtig nutzen.
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