Winfried Hermann, seit 2011 Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, folgte am vergangenen Montag (13. Mai) der Einladung Tayfun Toks nach Steinheim an der Murr. Die Kommune fiebert einem Bahnanschluss entgegen. Denn die im Jahr 1968 stillgelegte Schozach-Bottwartalbahn könnte bald wiederbelebt wird.
Nachdem im vergangenen Jahr eine Machbarkeitsstudie durch die Landkreise Ludwigsburg und Heilbronn vorgelegt wurde, welche die Wirtschaftlichkeit eines Bahnbetriebs zwischen Marbach am Neckar und Heilbronn belegt, stehen die Signale nun auf grün. Die Reaktivierung der traditionsreichen Bahntrasse ist für die angrenzenden Kommunen und den Wirtschaftsstandort östlich der Bundesautobahn 81 eine große Chance, um Verkehrsströme neu zu organisieren und Siedlungsstrukturen modern zu entwickeln. Dass auch eine Bahn durch kleine Kommunen für Aufwind sorgen und langfristig wirtschaftlich betrieben werden kann, zeigen die Linien der „Gelben Stadtbahnen“ in weiten Landesteilen.
Im Bottwartalbahn kämpft eine Bürgerinitiative seit Jahrzehnten für die Reaktivierung der Bahnstrecke. Die Menschen vor Ort wollen die Bahn. Kein Wunder also, dass rund 70 Personen die Mensa des Steinheimer Schulzentrums am Montagabend füllten. Verkehrsminister Hermann führte aus, warum es so lange nicht möglich war, „auf Fahrt“ umzustellen. Erst nachdem die Landesregierung durch die Veränderung von Kriterien in Prüfverfahren Aspekte des Klimaschutzes deutlicher betonte, gilt der Bahnbetrieb auf Nebenstrecken wieder als machbar. Im nächsten Schritt wird es notwendig sein, dass die Landkreise Ludwigsburg und Heilbronn durch einen Zweckverband die Koordination des Projekts in die Hand nehmen. Die finanziellen Zusicherungen aus Stuttgart liegen auf dem Tisch.
Abseits des Ballungsraums gilt es Mobilität für alle bezahlbar und alltagstauglich zu organisieren. Gefragt sein wird in Zukunft ein eng verzahnter Mix aus Auto, Rad und intelligent geplantem ÖPNV, um dem Klimazielen im Verkehrssektor gerecht zu werden. Deshalb ist zu betonen, dass die Bottwartalbahn nur in einem verzahnten Netz intelligenter Mobilität zu sehen ist. Am Haltepunkt der Bahn muss der Bus oder das Carsharing-Mobil warten, um lange Umstiegszeiten zu vermeiden und das Angebot attraktiv zu machen.
Attraktivität ist in vielen Fällen auch der Grund, warum Menschen zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren. Während in Großstädten oft Strecken unter zwei Kilometern gelaufen werden, wird in kleinen Orten dafür gerne das Auto genutzt. Kommunalpolitiker sind daher dazu aufgerufen, Rad- und Fußwege mitzudenken, um die Mobilitätswende vor Ort möglich zu machen.