Im Tarifstreit um den Döner-Hersteller Birtat meldet sich der direktgewählte Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Bietigheim-Bissingen, Tayfun Tok, zu Wort.
Seit einigen Wochen wird bundesweit über die Proteste der rund 125 Mitarbeiter am Standort in Murr berichtet. Branchenkenner sprechen von einem Präzedenzfall: In der Vergangenheit war die Tarifbindung bei den Fleischverarbeitern nicht durchsetzbar. Mit Unterstützung der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) kämpfen die Beschäftigten für ihre Rechte und erwägen weitere Streiks.
Eine Kommentierung laufender Tarifverhandlungen durch einen Abgeordneten ist nicht üblich. „Die Streitfrage betrifft die gesamte Lebensmittelbranche und kann politisch eingeordnet werden: Die Beschäftigten haben Recht“, so Tayfun Tok, der die Forderung eines Haustarifvertrags für gerechtfertigt hält. In der Fleischindustrie werden zum Teil ungelernte Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland eingesetzt. Die Arbeiter leben oftmals in Betriebswohnungen und arbeiten in Schichten unter harten körperlichen Bedingungen. „Wer die ganze Woche hart körperlich arbeitet, muss von seinem Lohn leben können“, so Tok weiter. Es schadet der Gesellschaft, wenn Menschen durch Niedriglöhne zum Aufstocken mit Sozialhilfe gezwungen werden.
Da in der Fleischindustrie viele Arbeiten noch von Hand erledigt werden, gilt das Lohnniveau als Kostentreiber. Dies kann jedoch kein Argument gegen eine auskömmliche Entlohnung sein. Den Döner am Imbiss muss sich auch der Arbeiter leisten können. Tok gibt außerdem zu bedenken, dass sich die Entscheidung für einen Tarifvertrag auf dem umkämpften Arbeitsmarkt als Standortvorteil etablieren könnte. Weite Teile der baden-württembergischen Wirtschaft waren stets erfolgreich gerade wegen ihrer hohen tariflichen Standards und dem großen Engagement der Beschäftigten.
Tok MdL im Gespräch mit Vertretern der Belegschaft und Gewerkschaft NGG.