Vor rund 50 Jahren speiste in Deutschland zum ersten Mal ein Atomkraftwerk Energie in das Stromnetz ein. Noch rund 1 Millionen Jahre wird es dauern, bis der in dieser kurzen Zeit entstandene Atommüll sein Schädlichkeit vollständig verliert.
Am Montag besuchte der Landtagsabgeordnete Tayfun Tok gemeinsam mit seinem Kollegen Erwin Köhler MdL (Wahlkreis Eppingen) und den Bürgermeistern Dr. Jörg Frauhammer (Gemmrigheim) und Jochen Winkler (Neckarwestheim) das Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle in Neckarwestheim. Dort am Rande des Atommeilers wird das Erbe der nächsten 30.000 Generationen verwaltet. Wie lange, weiß keiner so genau. Die Kommission zur Suche eines Endlagers arbeitet sich zwar kontinuierlich und in kleinen Schritten voran. Bis ein Endlager bezogen werden kann, dauert es allerdings noch einige Zeit.
Im Gespräch erläuterten die Bürgermeister der beiden Anrainerkommunen, wie das damals war. Als das „Gemeinschaftskraftwerk Neckar“ gebaut wurde, war sich die große Politik einig: Das mit dem Müll sei gar kein Problem. Eine Lösung im Salzbergwerk Asse wäre schon gefunden. Sorgen müsse man sich keine machen. Nur die Anti-Atom-Bewegung warnte schon von Beginn an, dass dieses Modell möglicherweise nicht aufgeht.
Heute sitzt Neckarwestheim sprichwörtlich selbst auf seinem Müll. 99 Behälter, je 6 Meter hoch und 2,5 Meter tief sind im Zwischenlager am Standort untergebracht. Im Zuge des Rückbaus des Kernkraftwerks werden weitere sogenannte Castoren dort verbracht. Mit dem Atomausstieg musste sich der Bund auf einen folgeschweren Deal einlassen. Sobald der Atommüll im Zwischenlager steht, ist er Eigentum der Bundesrepublik. Die unschönen Folgen des Atomzeitalters wurden vergesellschaftet. Zuständig für die Lagerung der Abfälle ist die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ).
Die Crew des Zwischenlagers arbeitet mit größtem Gewissen und Sachverstand. So unlösbar die Endlagerfrage auch sein mag, hat man immerhin eine zufriedenstellende Zwischenlösung gefunden. Unter größten Sicherheitsvorkehrungen lagern die blauen Castoren in einem Tunnel. Um deren Füße weht die kalte Außenluft, um die Behälter auf Temperatur zu halten. 24 Stunden am Tag überwacht. Doppelte Sicherheitsschleuse, dreifacher Check der Identität. Tore aus meterdickem Stahl. Die Castoren selbst halten dicht und stehen ständig unter Beobachtung. Vermutlich handelt es sich beim Neckarwestheimer Zwischenlager um eines der sichersten der Welt. Hier waltet Verantwortungsgefühl und technischer Sachverstand.
Atommüll schmeckt nicht, riecht nicht, macht sich nicht bemerkbar. Kaum einer interessiert sich für das Zwischenlager unter unseren Füßen. Kaum einer kennt diese für unsere Region zentrale Einrichtung. Dabei lagert hier unser Erbe. Zumindest der Teil, den wir gerne verschweigen würden.