Gewerbeflächen machen ein Fünftel der Siedlungsflächen in Deutschland aus. In Baden-Württemberg ist das Land, das für Industrie und Gewerbezwecke versiegelt wurde, in den letzten zwei Jahrzehnten sogar um 17.000 auf 74.324 Hektar angewachsen. Täglich werden weitere 1,5 Hektar für neue Industrie- und Gewerbeansiedlungen planiert.
Die meisten Gewerbegebiete entstehen in kleineren Gemeinden im ländlichen Raum. Das geht aus einer Antwort der Ministerin für Wohnungsbau und Landesentwicklung, Nicole Ravazi (CDU), auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor. Die Antwort aus dem Ministerium zeigt: es besteht Handlungsbedarf.
„Wir müssen an den Stellschrauben für eine nachhaltige Planung drehen. Gewerbegebiete sind heute mehr als Arbeitsstätten. Wir denken hier in Quartieren mit Platz für Kinderbetreuung, Gastronomie, Einrichtungen für die Zeit nach dem Feierabend und mehr.“ - Tayfun Tok
Erst kürzlich hat Baden-Württemberg eine Ansiedlungsstrategie beschlossen, um Zukunftsfirmen ins Land zu holen und bereits ansässigen, innovativen Firmen mehr Perspektiven für ihre Entwicklungen zu eröffnen. „Es wird also auch in Zukunft viel Bedarf an Gewerbefläche geben“, sagt Tok. „Hier spielt unsere Vision mit rein: Gewerbegebiete zu fördern, die in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht nachhaltig sind.“
Das könnten zum Beispiel Gewerbegebiete sein, die sich klimaneutral mit Energie selbst versorgen, oder Wohn- und Gewerbefläche vermischen. Es gibt schon viele Leuchtturm-Projekte im Land, die in diese Richtung gehen: In Heilbronn, beispielsweise, soll ein KI-Innovations-Ökosystem entstehen, in Lörrach wird das erste klimaneutrale Gewerbegebiet in Holzbauweise geplant und die Stadt Fellbach will mit dem Projekt „Agriculture meets Manufacturing“ Synergien zwischen urbaner Landwirtschaft und industrieller Produktion schaffen.
„Das sind Leuchtturm-Projekte“, sagt Tok. „Aber es braucht noch mehr Instrumente, um unser Flächensparziel zu erreichen. Zum Beispiel haben wir auch das Flächenkataster verbessert und digitalisiert.“ Das bisherige Flächenmanagementtool FLOO soll dieses Jahr zu einem praktikablen Brachflächenkataster weiterentwickelt werden. Kommunen, Bauwillige, Investoren und die Öffentlichkeit haben so bald einen digitalen Überblick, welche Flächen innerhalb der Gemeinden noch frei sind und potentiell bebaut werden können.
„Wir wollen künftig beide Ziele vereinen: Flächensparen, wo es nur geht, und gleichzeitig für Unternehmen ein attraktiver Industrie- und Gewerbestandort bleiben. Dazu gehört heute auch die sichere und dezentrale Energieversorgung durch PV auf dem Dach, Brauchwassernutzung und Geothermie.“ - Tayfun Tok
Schon jetzt wird diese Innenentwicklung erfolgreich gefördert. In einigen Kommunen arbeiten im Rahmen eines Förderprogramms sogenannte Flächenmanager. Sie sind dafür verantwortlich, den bebaubaren Boden einer Stadt oder Gemeinde effizient und im Interesse der Allgemeinheit zu vermarkten und zu nutzen.
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Der Antrag und die Antwort des Ministeriums kann hier in voller Länge gelesen werden.